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Kreuzberger Kiezspaziergang am 01.09.2018

Vergangenen Samstag fand im Rahmen der Kiezwoche im Großbeerenkiez ein Kiezspaziergang zu bedrängten und von Verdrängung betroffenen Häusern statt.

Eine Hausverwaltung der besuchten Häuser fühlte sich genötigt folgendes Anschreiben zu formulieren und da wir es mit der Transparenz ernst meinen, wollen wir dieses Anschreiben natürlich veröffentlichen:
Von: core ImmobilienManagement GmbH

Betreff: Kiezspaziergang 01.09.2018 Riehmers Hofgarten

Nachrichtentext:

Sehr geehrte Damen und Herren,

wir verwalten das Grundstück Riehmers Hofgarten/Großbeerenstr. 56-57 sowie die Yorckstr. 84B und Hagelberger Str. 10C. Sie haben Plakate angebracht und zu einem Kiezspaziergang am 01.09.2018 ab 14.00 Uhr auf dem Gelände des Riehmers Hofgarten aufgerufen. Wir möchten Ihnen namens und in Vollmacht der Eigentümer, der Cobius Liegenschafts GmbH & Co.KG mitteilen, dass es sich um Privatgelände handelt und eine Nutzung als Versammlungsort untersagt wird, weil es sich um eine Wohnanlage handelt, auf der sich überdies gegenwärtig auch eine Baustelle befindet; Ein Zuwiderhandeln wird als Hausfriedensbruch betrachtet und zur Anzeige gebracht.

Mit freundlichen Grüßen
i.A. R. Lehmann

Es gab auf dem Kiezspaziergang eine Menge aktueller Informationen zu den Leerstands- und Modernisierungsprozessen im Riehmers Hofgarten, zu dem Marktmodell: Wohnen auf Zeit am Beispiel der Schönhaus Immobilien GmbH, zu einer Mieter*innenorganisierung in einem bedrängtem Haus in der Großbeerenstraße, zu jahrelangem Leerstand von Wohnraum in einem weiteren Mietshaus, sowie zu den aktuellen Verdrängungspraktiken der Akelius GmbH, die in Kreuzberg 61 viele Häuser besitzen. Des weiteren gab es Informationen zu den Bauplänen auf den Groß-Arealen Postscheckamt und Dragoner Areal.

Wir veröffentlichen den Beitrag des Bündnisses der Akelius-­Mieterinnen und Mieter für den Kiezspaziergang. Der Beitrag beschreibt die Geschäftspraktiken der Akelius GmbH und gibt aktuelle (Wucher)preise angebotener Wohnungen dieser Spekulanten wieder.

Redebeitrag AkeliusVernetzung für den Kiezspaziergang im Großbeerenkiez am 01.09.2018

Liebe Leute auf dem Kiezspaziergang, das Bündnis der AkeliusMieterinnen und Mieter heißt euch willkommen in der Obentrautstraße! Was haltet ihr von folgendem
Angebot? Im Haus Nummer 22 wurde kürzlich eine 2-Zimmerwohnung mit 42 m² für eine Warmmiete von 1 100 € angeboten. Das sind über 25 € pro Quadratmeter. Oder wie wäre es mit der Nummer 25? Eine 3-Zimmerwohnung mit 104 m² für 1 500 €.
Letzteres ist geradezu günstig angesichts des Vermieters, der berühmtberüchtigten Firma Akelius. Gegen diese Firma organisieren wir uns seit Februar.
Akelius war noch vor ein paar Jahren das größte private Immobilienunternehmen Schwedens. Mittlerweile ist es verstärkt im Ausland aktiv, und zwar in Deutschland, Frankreich, Kanada, England und den USA. In einer Selbstdarstellung schreibt Akelius, dass sie sich auf, Zitat: "Wohnimmobilien in attraktiven Städten mit starkem Wachstum und Modernisierungspotenzial konzentrieren". Das bedeutet: Akelius' Geschäftsmodell ist, für diese Verteuerung selbst zu sorgen, indem sie die Wohnungen teuer ausstatten, teilmöblieren oder auch einfach nur irgendwas erneuern oder gar nur oberflächlich sanieren, und das dann Modernisierung nennen. Dann gilt die sogenannte Mietpreisbremse der Bundesregierung nicht. Quadratmeterpreise von über 20 Euro warm sind bei Akelius völlig normal.
Zitat aus der Selbstdarstellung: „Akelius gehört zu den besten der Welt, um Appartements und allgemeine Flächen zu modernisieren. Jedes Jahr renoviert Akelius 4 000 Wohnungen.“ Zitat Ende.
Insgesamt hat Akelius rund 50 000 Wohnungen. In Berlin sind es 12 000, obwohl die Firma erst seit 2006 hier aktiv ist.

Da sich die negativen Meldungen gehäuft haben, organisieren wir den Widerstand.
Wir haben in 700 Häuser Flugblätter geworfen, um Handlungsmöglichkeiten aufzuzeigen. Letzten Sonntag hatten wir die dritte Vollversammlung für alle AkeliusMieterinnen und Mieter.
Wir sorgen für eine berlinweite Vernetzung, vermitteln Rechtsberatung und bringen Akelius in die Medien.
Diese Firma verschleppt gern unsere Anliegen, renoviert auch Wohnungen, die erst vor kurzem renoviert worden sind, und verschickt Kündigungen, die ungerechtfertigt sind oder auf kleinsten Anlässen beruhen. Akelius hat auch Häuser im ShareDealVerfahren gekauft. Das bedeutet, dass offiziell nicht das Haus gekauft wird, sondern die Mehrheitsanteile an der Firma, der es gehört. Bei dieser seit Jahren üblichen, aber in der Allgemeinheit noch nicht sehr bekannten Praxis muss die Grunderwerbssteuer nicht gezahlt werden, und der Bezirk verliert in Milieuschutzgebieten sein Mitspracherecht und sein Vorkaufsrecht.
Auf diese Weise ist Akelius möglicherweise auch hier vorgegangen. Die Obentrautstraße 25 gehört Akelius, aber im Handelsregister ist auch eine Obentrautstr. 25 GmbH & Co. KG Vermietungs KG eingetragen.
In Kreuzberg 36 ist es erwiesen, dass Akelius Häuser per Share Deal gekauft hat. Extrem hohe Mieten verlangt Akelius auch dort.
Ein paar aktuelle Beispiele aus eurer Gegend, einzusehen unter www.akelius.de:
  • Hallesches Ufer 24: 62 m² für  1 400 € Miete
  • Monumentenstraße 28: Eine 1-Zimmerwohnung mit nicht mal 31 m² für — haltet euch fest — 1 030 €! Das sind über 33 € pro Quadratmeter.
  • In den Häusern Wilhelmstraße 149 und 150 sowie Hallesches Ufer 28 waren in diesem Sommer ebenfalls schon Wohnungen zu deutlich mehr als 20 € pro Quadratmeter annonciert.
  • Am Tempelhofer Ufer 5 kostete eine 1½-Zimmerwohnung über 30 € pro m²
Informiert euch und andere über Akelius! Macht die Vernetzung bekannt! Wir suchen immer Erfahrungsberichte, auch kurze, um zu wissen, was in den Häusern so passiert ist.
Webseite: Akelius-Mieter*innenvernetzung