Wird Anwohner:innenbeteiligung im Modellprojekt Rathausblock/ Dragonerareal in Berlin-Kreuzberg kriminalisiert?

Liebe Akteure im Modellprojekt Rathausblock,
liebe interessierte Öffentlichkeit,

stellt euch vor, es gibt ein Bundesnaturschutzgesetz, es gibt Anwohnende, die Verstösse dagegen  feststellen und an die Naturschutzbehörde fachlich begründet melden sowie an die Zuständigen im Bauprozess weiterleiten mit Bitte um einen Vor-Ort-Termin. Die Zuständigen und die  Naturschutzbehörde (UNB)  reagieren aber nicht.
Stattdessen erhalten sie im Verlauf der Auseinandersetzung anwaltliche Post seitens der beauftragten Abrissfirma mit einem Sammelsurium unbegründeter Anschuldigungen. Sie werden bedroht mit Schadensersatzforderungen von „nicht unerheblicher Summe“, sollten die Meldungen zu einer Bauverzögerung führen.
Verkehrte Welt oder neuen Strategie im Beteiligungsverfahren im Modellprojekt Rathausblock?

Wir vom Bündnis Stadtnatur in K(reuzberg) 61 arbeiten seit 2020 zu ökologischen und naturschutzrechtlichen Frage auf dem sogenannten „Dragonerareal“ in Kreuzberg und sind Mitbegründer der AG Artenschutz bei Bauvorhaben des Berliner Umweltverbandes „NaturFreunde Berlin“. Unsere Expertise floss in das sich als modellhaft und mit Transparenz und durch zivilgesellschaftliches Engagement auszeichnend beschriebene Beteiligungsverfahren Rathausblock mit ein. Wir beteiligten uns durch: Infostände und Redebeiträge bei Foren, Mitarbeit in der AG Ökologie und Nachhaltigkeit sowie Mitautorenschaft an einer qualifizierten und detaillierten Kartierung der Brutvögel am Dragonerareal.
Diese Kartierung wurde beim Forum Rathausblock im Juli 2021 öffentlich präsentiert und bei den Verfahrensträgern eingereicht. Sie ist Teil der Arbeitsunterlagen im Bauprozess.

Tatort: Baufeld Mitte-Nord, Dragonerareal (hier: Fotostrecke)

Bedrohte Person: Anwohnerin, ornithologische Expertin im Artenschutz, berlinweit für die AG Artenschutz im Bauprozess der NF Berlin tätig, aktiv im Beteiligungsverfahren im Modellprojekt Rathausblock in Berlin-Kreuzberg über die AG Ökologie.

Abriss DragoarealSachverhalt: Im Verlauf der Abrissmassnahmen wurden und werden artenschutzrechtliche Verstösse festgestellt, dokumentiert und an die zuständige Naturschutzbehörde sowie die Verantwortlichen im Bauprozess  gemeldet.
In den Anschreiben wurde stets um Vor-Ort-Termine gebeten, um die postulierten Beteiligungsverfahrens-Instrumente zu nutzen. Vergeblich.
Die fachlich und rechtlich begründeten sowie dokumentierten Vorfälle blieben bis heute unbeantwortet von allen Angeschriebenen: Sowohl seitens der UNB als auch der informierten Verantwortlichen im Bauprozess.
Exemplarisch hier eine der fachlichen Eingaben zu dem Habitat mit dem Knöterich. 

Eskalation: Als Mitte Mai erneut Verstöße gegen das Bundesnaturschutzgesetz festgestellt wurden, versuchte es die Anwohnerin aufgrund der Dringlichkeit mit einem direkten telefonischen Klärungsversuch bei der ausführenden Abrissfirma.                         
Es ging um Arbeiten an einer Mauer zum Nachbargrundstück, an der ein großer Knöterich als Aufenthaltsort für eine Haussperlingskolonie wächst.                                                 

Die beobachtete unsachgemäße Vorgehensweise der Abrissfirma warf Fragen auf bezüglich:
  • einer potentiellen Einkürzung der Pflanze, (Verstoß gegen §44 BNatSchGAbs. 2)
  • Störungsverbot (Verstoß gegen § 44 BnatschG Abs. 3) und
  • die planerisch zu berücksichtigender Fluchtdistanz (5m) bei Haussperlingen.
laut „Bernotat und Dierschke“ (Bewertung der Mortalität wildlebender Tiere im Rahmen von Projekten und Eingriffen). Siehe Link:Tabelle S. 24, planerisch zu berücksichtigender Fluchtdistanz (5m) 

Firmenstrategie:

Anstatt einer Antwort wurde die Anwohnerin und Artenschutzexpertin beim Telefonat bereits mit „nicht unerheblichen Schadensersatzforderungen, sollte es zu  Verzögerungen im Abrissablauf kommen“, bedroht.
Woraufhin sie die Firma auf die Ordnungswidrigkeiten bei Nichtbeachtung des §44 BNatSchG hinwies und die Polizei rief.
Polizeilicher Klärungsversuch: Die gerufenen Beamten versuchten, UNB und ökologische Baubegleitung zwecks juristischer Einordnung zu erreichen. Beide waren nicht erreichbar.
Der Einschüchterungsversuch: Wenige Tage später ging an die Anwohnerin das anwaltliche  Drohschreiben der Abrissfirma postalisch ein.
Argumentations- und Denkfigur: „…...die Behörde hätte längst eingegriffen, wenn eine Ordnungswidrigkeit vorläge, deshalb lägen wohl auch keine Verstöße vor.“

Ein Schelm der Böses dabei denkt!

Wir als aktive Beteiligte im Modellprojekt Rathausblock und dem Bündnis Stadtnatur in K(reuzberg) 61 finden es beschämend, dass  Anwohner:innen mit Sachkompetenz kriminalisiert werden.


Resumee:
  • Anstatt Potentiale und Ressourcen der Beteiligten Anwohner (citizen science) vor Ort zu nutzen, um die Konfliktfelder zu identifizieren und Vorkommnisse zu beheben,
  • anstatt ambitionierte Artenschutzkonzepte, dem Namen Modellprojekt gerecht werdend, zu entwickeln,
  • anstatt vor Ort Termine zur direkten Klärung der artenschutzrechtlichen Verstöße  zu arrangieren wurde offensichtlich ein „Beteiligungskrieg“ begonnen  und das Faktische verkehrt, die rechtlichen Grundlagen offensichtlich mit Nichtbeachtung „gewürdigt“ und das Verursacherprinzip auf den Kopf gestellt.

Soll hier eine „Kriminalgeschichte im Beteiligungsverfahren“ geschrieben werden?

 Es bleiben für uns offene Fragen:
  • Wird der Artenschutz im Modellprojekt Rathausblock als Störfaktor gesehen und so rechtlich mundtot gemacht?
  • Wird Bürgerkompetenz als „unerwünschte Kontrolle“ gewertet?
  • Wird das Beteiligungsverfahren von der Strategie „Interesse vor Sachlösung“ bestimmt?
  • Wie bewerten andere Akteure — Politik, Verwaltung, Zivilgesellschaft — diese „Mangelwirtschaft“ im Beteiligungsverfahren? 
  • Wie und durch wen wird die Umsetzung Artenschutz-relevanter Maßnahmen kontrolliert und durchgesetzt? 
Wir fordern:
  • Akteneinsicht:
  • Verlauf der Kommunikation bzgl. der eingegangenen Meldungen zum Baufeld Mitte-Nord sowie weiterer, den Artenschutz betreffende Vorhaben auf dem „Dragonerareal“, insbesondere beim Habitat: „Gretchen-Dschungel“
  • falls bereits neu erstellt, ein aktuelles faunistisches Gutachten,
  • das ökologische Ausgleichskonzept, CEF (Ausgleichs-)Massnahmen beinhaltend, Artenschutz-relevante Auflagen an alle an den Bauprozessen beteiligte Akteure
  • Rücknahme der Klage-Androhungen seitens der Abriss-Firma ggü. der Anwohnerin
  • Berücksichtigung und Einbezug von Anwohner:innenexpertisen
Unser Fazit:

Einerseits wird im Beteiligungsverfahren des Modellprojekt Rathausblock nachbarschaftliches Engagement propagiert, andererseits erfahren Nachbarn nicht nur auf Fragen, Einlassungen und Einbringen ihrer Erfahrungen ein Nichtbeachten ihrer Anliegen, sondern werden offensichtlich als Störfaktoren in der Beteiligung betrachtet.
Darüber hinaus wird ihr Engagement und ihre sachliche Kompetenz mit rechtlichen Androhungen versucht mundtot zu machen.

So werden zivilgesellschaftliches Engagement und Transparenz, Kernbegriffe des hochgelobten Beteiligungsverfahrens, zu Worthülsen.

Kritische Partizipation gehört zur Demokratie und kann nicht mit interessengeleiteter Handlungsweise, rechts-brechend und autokratisch gelöst werden.
Konflikte müssen da ,wo sie auf fachlicher Grundlage beruhen auch, fachlich gelöst werden – zu diesem Zweck ist das Beteiligungsverfahren da — und naturschutzrechtliche Belange müssen von den zuständigen Behörden durchgesetzt und nicht auf zivilrechtliche Ebene verschoben werden.

Artenschutz ist nicht verhandelbar.

Schaut gerne auf der Seite der AG Artenschutz im Bauprozess der NF Berlin oder hier auf der Webseite unter diesem Menüpunkt sowie Facebook (stadnturk61) vorbei. Dort ist unsere Sacharbeit auszugsweise dokumentiert.
Für Solidaritätsbekundungen und Rückfragen gerne an
Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!.


Mit freundlichen Grüssen
Bündnis Stadtnatur in K(reuzberg) 61
Lothar Eberhardt/ Mitglied der NaturFreunde Berlin
27.02.2025: Presseerklärung zu den Rodungen am U-Bahnhof Gneisenaustr. in Kreuzberg vom Bündnis Stadtnatur in K61 und der NaturFreunde Berlin

Die Baumfällungen waren ohne Freigabe durch die Naturschutzbehörde nicht legal.
Die anstehenden Strauchrodungen sind ohne ohne funktionale CEF-Maßnahmen nicht zulässig.
Erläuterung: CEF-Maßnahmen zur dauerhaften Sicherung der ökologischen Funktion (continuous ecological functionality).

Artenschutz vernachlässigt!
Wir sehen bei den stattgefundenen Baumrodungen (höhlenbewohnende Arten) und den noch vorzunehmenden Strauchrodungen Verstöße gegen §44 NBNatSchG (Erläuterung Anlage A 1, unten).

Angela Laich, Sprecherin des Bündnis Stadtnatur in K61 und Aktive der AG Artenschutz der NaturFreunde Berlin erklärt dazu: „Bei Baumassnahmen, die Rodungen in artenschutzrelevanten Strukturen notwendig machen, muss im Voraus ein faunistisches Gutachten erstellt werden. Darin muss nicht nur der Ausgleich vor Ort nach Beendigung der Baumaßnahme festgelegt werden, sondern auch sogenannte CEF-Maßnahmen zum Schutz der lokalen Singvogelpopulationen während der Bauphase. Der Erhaltungszustand der lokalen Populationen darf sich durch die Baumaßnahme nicht verschlechtern.“

Lothar Eberhardt vom Bündnis Stadtnatur in K61undVorstand der  Ortsgruppe NF FHXB  sagt:
“Für die Biodiversität und lokale Singvogelpopulationen sind Sträucher essentiell. Die Sträucher und Hecken entlang der Gneisenaustr. sind in den Planungsunterlagen nicht verzeichnet. Das ist planerisch unsauber (Anlage A 2 ) und verstösst gegen das Bundesnaturschutzgesetz.

Die Naturschutzbehörde gab auf unsere telefonische Nachfrage keine Information und verweist auf die Veröffentlichungen des Bauträgers, die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG).

Seit 2021 haben wir Kenntnis von geplanten umfangreichen Sanierungs- und Umbaumaßnahmen am U-Bahnhof Gneisenaustr. in Kreuzberg sowie damit im Zusammenhang erforderlichen Fällungen der Bäume.
Angekündigt in diesem Zusammenhang waren Informationsveranstaltungen seitens des Bauvorhabenträgers BVG.


Fotoquelle: Bündnis Stadtnatur K61 bzw. Naturfreunde Berlin

Informationen und Beteilung für Bürger:innen:
Der Verein mog61 e.V. (https://mog61.de) informierte uns am 18.02., dass am 12. Februar eine Informationsveranstaltung im Nachbarschaftshaus Urbanstrasse (NHU) stattfand. Dafür wurden angeblich 14.700 Flyer im Kiez verteilt. Kiezbewohner:innen berichteten, dass sie weder Flyer, Anschläge oder sonstige Informationshinweise in der Strasse, Hauseingängen oder den Briefkästen vorfanden. Es war nirgends plakatiert. Auf der Webseite des Bezirksamtes waren keine Hinweise zu finden.

Zur Veranstaltung kamen letztlich etwa 20 Leute, die meisten in Funktionen. Das Bezirksamt bzw. die Naturschutzbehörde waren nicht anwesend. Eine Bürgerbeteiligung fand nicht statt.

Entsprechend überraschend für Anwohner:innen und uns fanden die Fällungen der Bäume vergangene Woche von 17. bis 21.02.2025 statt.
Unter den auf der Webseite des Bezirksamtes angegebenen Telefonnummern der zuständigen Behörden war tagelang niemand erreichbar. Bis jemand erreicht wurde, fiel der letzte Baum.
Wir sehen bei den stattgefundenen Baumrodungen und den noch vorzunehmenden Strauchrodungen Verstöße gegen §44 NBNatSchG.

Artenschutz vernachlässigt
Bei Bäumen (Anlage B 1, unten ) und Strauchhabitaten dieser Größe und Alters ist bei Rodungen von artenschutzrechtlichen Konflikten auszugehen.

Bei den Recherchen zu den Baumaßnahmen fanden wir weder in den BVV-Protokollen noch auf den offiziellen Seiten des Bezirksamtes FHXB Hinweise auf faunistische Gutachten im Vorfeld der geplanten Rodungen der Bäume. Ein faunistisches Gutachten muss auch die Hecken und Strauchgehölze einbeziehen. Sie sind Bestandteil der Vegetaion des Untersuchungsgebietes.
Bei einem Baumalter von 80-120 Jahren bedeutet Rodung zum einen den Tod und Verlust klimarelevanter sehr großer Pflanzen, zum anderen den Verlust von Bruthöhlen von Meisenarten, Spechten, evtl. Baumläufern und Fledermausquartieren. Das sind Fällungen artenschutzrelevante Eingriffe.

Es fanden offensichtlich keine Kontrollen der Baumhöhlen vor den Fällungen statt. Eine Kartierung auf höhlenbewohnende Arten nach Methodenstandarts und Anbringung von Ersatznistkästen im Vorfeld der Rodungen sind uns nicht bekannt.
Dieses Versäumen geht hier zulasten des Bauvorhabensträgers, BVG.
Deren Veröffentlichungen enthalten keine Hinweise darauf, dass der Artenschutz in den Planungen berücksichtigt wurde.

Wie uns mittlerweile bekannt ist, wurde bei der Naturschutzbehörde Kreuzberg bis heute keine qualifizierte artenschutzrechtliche Begutachtung durch den Bauvorhabenträger eingereicht. Es gibt seitens der Naturschutzbehörde keine artenschutzrechtliche Genehmigung und Freigabe zur Fällung. Das Amt war nicht informiert über den von der BVG erteilten Fällauftrag und -termin.

Von Bauvorhabenträgern in Auftrag gegebene Artenschutzgutachten müssen fachlich und sachlich Mindestvoraussetzungen des gesetzlich vorgeschriebenen Artenschutzes erfüllen.
Die Baumfällungen waren ohne Freigabe durch die Naturschutzbehörde nicht legal.
Die anstehenden Strauchrodungen sind ohne ohne funktionale CEF-Maßnahmen nicht legal.

Dass bei einem Projekt mit so langer Planungszeit — durch Bundesmittel finanziert — der Artenschutz nicht berücksichtigt wird, ist ein weiteres skandalöses Beispiel für artenschutzrechtliche Verstöße an Berliner Baustellen.

Hier dürfen keine Strauchrodung stattfinden bis geeigente CEF-Massnahmen im räumlich- funktionalen Zusammenhang der Baustelle eingerichtet, funktional habitatfähig und von der zuständigen Naturschutzbehörde Kreuzberg abgenommen sind.

Wir fordern:
  • Stopp der weiteren Rodungen und Einkürzungen an Strauchgehölzen
  • sofortige Kompensation für die beschädigten Hecken unterhalb der gefällten Platanen
  • geeignetes CEF-Konzept und Fortsetzung der bauvorbereitenden Maßnahmen im Bereich der Vegetation erst nach Prüfung auf Funktionalität (Habitatfähigkeit) und Abnahme durch die Naturschutzbehörde
  • Nachbesserung des Pflanzplanes im Ausgleichkonzept durch Ausgleich auch für Strauchverluste unter Einbeziehung der AG Artenschutz der Berliner NaturFreunde.
Die zuständigen Verwaltungsstellen der Bauträger, Planer:innen, Naturschutzbehörde sind von uns angeschrieben worden, Artenschutzmaßnahmen umzusetzen. Wir baten um einen Vor-Ort-Termin.

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Lothar Eberhardt m.: 0176 420 32 610,Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! und Vorstand der Ortsgruppe FHXB der Berliner Naturfreunde


Anlagen:
A 1 Anschreiben vom 21.2.25 zum Artenschutzkonzept an das Bezirksamt
https://kurzlinks.de/m9uq
A 2 Baumaßnahme
https://kurzlinks.de/qfy0
B 1 gefährdete bzw. gefällte Bäume aus dem Baumkataster
https://kurzlinks.de/893j
20.03.2024 Weltspatzentag: Der Spatz als Botschafter der Stadtnatur

Anlässlich des jährlich am 20.März stattfindenden Weltspatzentages führten das Bündnis Stadtnatur K61 und die AG Artenschutz der Berliner NaturFreunde eine gemeinsame Mahnwache und Kundgebung am Kottbusser Damm, Bereich vor dem Zickenplatz, durch.

Für die Neubepflanzung mit Hecken — Gegen Kahlschläge von Lebensräumen von Menschen und Tieren

2024 03 20 WeltspatzentagMit Immobilien wird spekuliert, Mieter:innen müssen um ihre Bleibe fürchten, weil ihre Häuser verkauft werden. Zwangsräumungen setzen die Menschen auf die Straße. Nicht anders ergeht es dem Spatz.
Kein Vogel verkörpert so sehr die Gentrifizierung der Städte.
Mit der Bebauung von Brachflächen, der Totalversiegelung von Gebäuden, der radikalen Säuberung der letzten unübersichtlichen Winkel von verfilztem Gewächs, altem Laub
und"schmutziger Erde‘ verschwinden Spatz & Co aus der Stadt. Ein Prozess, der in Kreuzberg immer stärker und überall in Berlin zu beobachten ist.
Dabei gibt es Gewinner und Verlierer.
Damit Spatz & Co nicht ganz verlieren und auch weiterhin von Berlins Dächern pfeifen, müssen wir Wildtiere und ihre Lebensräume vorausschauend in die Stadtplanung integrieren.
Wir müssen die Lebensstätten unserer Singvögel in der Stadt erhalten oder neue schaffen, um den liebenswürdigen Kulturfolger Spatz und viele andere stadttypische Singvögel nicht unwiederbringlich zu verlieren. Durch auffällig viele Rodungen an Strauchgehölzen gingen innerhalb weniger Jahre viele Brutplätze, Verstecke und Nahrungsquellen für Singvögel unwiderbringlich verloren.
Die meisten europäischen Singvögel, die in der Stadt leben, sind auf Sträucher als Lebensraum und als Schutz vor Beutegreifern angewiesen und brauchen 'wilde' Orte zur Nahrungssuche. Durch energetische Sanierungen, Rückbau und Neubauten mit glatten, fugenlosen Fassaden, an denen keine Niststeine eingebaut wurden, verlieren Gebäudebrüter wie Spatzen ihre Brutmöglichkeiten.
Durch großflächigen Verlust von Sträuchern verlieren sie ihre Verstecke und Nahrung, es wird leise in Berlins Straßen und Parks.
Durch die Entfernung Zaunes auf dem Mittelstreifen und der ersatzlosen Rodung des Zaunbewuchses am Kottbusser Damm auf 900 Meter Länge ist das Überleben der dortigen Spatzen in Gefahr. Die Blumenwiesen ersetzt keine Hecken, sie bildet keine überlebensnotwendigen Habitate. Nur zeitnahe Nachpflanzungen können ihr Überleben sichern.

Zum Nachlesen: Rede zum Weltspatzentaz 2024

Gemeinsame Stellungnahme zum geplanten Abriss der Garagen Nord, Dragonerareal

der
AG Artenschutz der NaturFreunde Berlin Bündnis Stadtnatur in K61

Artenschutzrechtlicher Konflikt Knöterich, Obentrautstraße 25


Knoeterich am DragoArealAuf dem Forum Rathausblock am 16. Januar 2024 stellte die BIM die geplanten Maßnahmen bzgl. Baufeldfreimachungen Baufelder Mitte/West sowie die zeitliche Ablaufplanung vor.

Es sind Abrisse und Rodungen vorgesehen, obwohl derzeit weder ein B-Plan noch eine Baugenehmigung vorliegen.

Die BIM argumentiert mit Kosteneinsparungen, übersieht dabei aber Faktoren, die den Artenschutz und den Besonderen Artenschutz betreffen.

Die dort vorgestellten Maßnahmen werden zu artenschutzrechtlichen Konflikten führen, eine Durchführung wird zum jetztigen Zeitpunkt als sehr problematisch und nicht genehmigungsfähig eingestuft.

Die genauen Hintergründe und geforderten Nachbesserungen finden Sie in  einer gemeinsamen Stellungnahme von Bündnis Stadtnatur in K61 und den Berliner NaturFreunden an die Naturschutzbehörde FHXB sowie die Beauftragten der BIM.

Link zur Stellungnahme
Do 26.01. von 15-18 Uhr: Mahnwache anlässlich des 2. Jahrestages der Rodungen am Mehringdamm Ost26.1.23 Mahnwache Jahrestag Rodungen Mehringdamm
Stadtnatur erhalten — Spatzen schützen

NaturFreunde erinnern an Weltspatzentag an die Zerstörung der Lebensräume von Haussperlingen -

2022 Foto WeltspatzentagAnlässlich des Weltspatzentags 2022 haben die NaturFreunde Berlin eine Aktion am Mehringdamm in Kreuzberg durchgeführt. Am Beispiel des Umbaus des Mehringdamms zeigten die NaturFreunde die Veränderung der Stadtnatur durch die Planungen des Berliner Senats und der Berliner Bezirke auf. Am Mehringdamm zwischen Gneisenaustraße und Bergmannstraße gab es große Hochbeete mit einem dichten Strauchbewuchs, der für die Spatzen ein wichtiger Rückzugsort war. Durch die Planungen des Umbaus des Mehringdamms wurden nahezu alle Hochbeete zerstört und eine Neuplanung für den Bereich vorgenommen.

Die NaturFreunde Berlin haben in enger Zusammenarbeit mit dem Bündnis „StadtNatur in K 61“ in einer Vielzahl von Gesprächen und mit sehr konkreten Vorschlägen versucht, eine Umplanung in diesem Bereich zu erreichen. Anhand der aktuellen Baufortschritte zeigt sich jedoch, dass sie mit ihren Vorschlägen bei den Verantwortlichen so gut wie nicht durchdringen konnten. Mit den jetzt durchgeführten Umbau des Mehringdamms wird für die Spatzen in Berlin ein weiterer Rückzugsraum und ein innerstädtisches Biotopnetz nahezu vollständig zerstört. Ein solches Vorgehen konterkariert die Verpflichtung des Bezirks zur Kommune der Biologischen Vielfalt.

Dazu Uwe Hiksch, stellvertretender Landesvorsitzender der NaturFreunde Berlin: „Es ist in keiner Weise akzeptabel, dass am sechsstreifigen Mehringdamms der Fahrradweg auf den Gehweg gelegt werden muss und für diese Maßnahme nahezu alle bisher vorhandenen Hochbeete zerstört werden. Die Verkehrsplanungen im Bereich Mehringdamm von der Gneisenaustraße bis zur Bergmannstraße zeigen wieder einmal überdeutlich, dass in Berlin noch immer dem motorisierten Individualverkehr viel zu viel Raum eingeräumt wird. Die Zerstörung der Hochbeete wurden mit der Erhaltung der Parkmöglichkeiten in diesem Bereich begründet. Es ist nicht akzeptabel, dass Parkplätze nicht aufgegeben werden, um einen sicheren Fahrradweg zu schaffen und für eine solche autofreundliche Verkehrsplanung zu Lasten der Stadtnatur umgesetzt wird.“

Am Weltspatzentag zeigen die NaturFreunde anhand der Vernichtung von Lebensräumen für den Spatz die massive Zerstörung von Stadtnatur in der „wachsenden Stadt“ auf. Der massive Rückgang der Spatzenbestände steht dabei exemplarisch für die Zerstörung der Stadtnatur. Gerade der Haussperling ist als Gebäudebrüter auf die Erhaltung von Brutplätzen an Gebäuden und die Verfügbarkeit von Rückzugsmöglichkeiten sowie Nahrungshabitaten in unmittelbarer Nähe seiner Brutstätten angewiesen.

Berlin hat sich mit der Strategie zur Biologischen Vielfalt ausdrücklich zum Erhalt typischer urbaner Arten und Lebensräume verpflichtet. Eine wichtige Zielsetzung im Landeswahlprogramm Bündnis 90/Die Grünen Berlin ist der ‚Schutz der Stadtnatur und der Artenvielfalt in der Stadt‘, was in den Planungen bisher nur unzureichend berücksichtigt wird.

Bei Bauvorhaben wird vielfach die EG-Vogelschutzrichtlinie nicht ausreichend berücksichtigt

Die NaturFreunde kritisieren weiter, dass bei Bauvorhaben in Berlin vielfach die geltende EG-Vogelschutzrichtline nicht ausreichend berücksichtigt wird. Häufig sind Abrisse und Sanierungen die Ursache für den Verlust der Brutplätze, obwohl sie gesetzlich geschützt sind.  Von diesen Missständen sind nicht nur Haussperlinge bedroht, sondern auch andere gebäudebewohnende Tierarten wie Mauersegler, Stare, Schwalben und Fledermäuse. Dabei gibt es eine Bandbreite bewährter Lösungen für den Einbau von Niststeinen in Wärmedämmungen. Die Kosten fallen im Vergleich zur Gesamtbausumme nur gering aus. Dennoch gehen mehr und mehr Fortpflanzungsstätten verloren, die essenziellen Nahrungs- und Ruheplätze wie am Mehringdamm werden ebenfalls ignoriert und nicht ausreichend geschützt bzw. nicht wiederhergestellt.
 

Während prominente Tiere wie Seeadler oder Weißstorch in Deutschland von individuellen Schutzprogrammen profitieren, wird der Schutz der Haussperlinge und die als ‚Allerweltsvögel‘ bezeichneten Arten, vielfach vergessen.

Haussperlinge auf Vorwarnliste der Roten Liste

Durch die Zerstörung der Brutmöglichkeiten und Lebensräume in der Stadtnatur steht der Haussperling zwischenzeitlich auf der „Vorwarnliste“ der Roten Liste bedrohter Arten. Eine 2021 veröffentlichte Studie zum Vogelschwund in Europa bestätigt, dass gerade „Allerweltsvögel“ wie der Haussperling in den letzten 40 Jahren die größten Bestandseinbrüche hinnehmen mussten. Mit europaweit knapp 250 Millionen verlorenen Individuen in nur wenigen Jahrzehnten belegt der Haussperling den traurigen ersten Platz in der Liste der größten Verlierer. 

Die Naturfreunde setzen sich für den Spatz als Botschafter der Stadtnatur ein, fordern den Erhalt von Naturbegegnungen im alltäglichen Lebensumfeld und rufen alle Berliner*Innen auf, bedrohte Brutplätze an Gebäuden den Naturschutzbehörden zu melden.
05.07.2021 NaturFreunde und Bündnis StadtNatur in K 61 übergeben Unterschriften an Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg

Gemeinsame Presseerklärung der NaturFreunde Berlin und des Bündnis StadtNatur in K 61:

Über 450 Anwohner*innen des Mehringdamms unterstützen Forderungen an Bezirk

Zu einer Unterschriftenübergabe hatten die NaturFreunde Berlin und das Bündnis StadtNatur in K 61 vor das Rathaus in Kreuzberg eingeladen. Der Leiter des Straßen- und Grünflächenamts, Felix Weisbrich, und der Leiter des Umweltamtes, Marcus Münnich, waren zur Unterschriften-übergabe vor das Rathaus gekommen.
Leitungstausch, Radwegebau & Erhalt der Stadtnatur zusammen denken!

Forderungspapier der Berliner Naturfreunde & Bündnis Stadtnatur in K61


Hiermit protestieren wir gegen die Umsetzung der Baumaßnahmen am Mehringdamm Ost und fordern eine Nachbesserung der geplanten Neugestaltung

MehringdammAm Mehringdamm Ost werden im Zusammenhang mit der Radwegsanierung auch die alten Versorgungsleitungen Gas und Wasser ausgetauscht. Diese Leitungen befinden sich zum großen Teil unterhalb der Fläche der ehemaligen Hochbeete.
Teile dieser Flächen sind nicht betroffen und liegen außerhalb von Leitungsbereichen oder Kreuzungen für Hausanschlüsse.
Der Radweg an dieser Stelle ist baufällig und zu schmal, von daher ist eine Sanierung wichtig.

Vorbereitend für die Bauarbeiten wurden Ende Januar nahezu alle Hochbeete gerodet, in der ersten Aprilwoche abgerissen und dann mit Asphalt versiegelt. Für die Leitungsarbeiten muss der Asphalt wieder entfernt werden.
20.03.2021 Pressemitteilung: Kahlschlag beenden! Nistplätze erhalten!

Der Weltspatzentag findet jährlich am 20. März statt. Er wurde von der National Forever Society initiiert und macht auf den weltweiten Rückgang der Spatzen aufmerksam.

Der freche Spatz gehört zu Berlin und hier hört man sein fröhliches Tschilpen noch häufig. Doch das ist keineswegs mehr selbstverständlich. Überall wird ‚aufgewertet‘, aufgestockt, abgerissen. Mieter*Innen müssen um ihre Bleibe fürchten, weil die Häuser verkauft werden. Nicht anders ergeht es dem Spatz. Der Wohnraum wird immer teurer und dabei schrumpft auch die Artenvielfalt, die in Berlin eng an Gebäude geknüpft ist.

2021 03 20 MehringdammSo droht eine Spatzenkolonie nach der anderen zu verschwinden, solange der gesetzliche Vogelschutz bei Städtebau, Freiflächenplanung und Architektur kaum berücksichtigt wird.
Die Charta Stadtnatur läuft ins Leere, wenn mit der Versiegelung von Gebäuden und naturfernen Raumkonzepten auf öffentlichem Grund unaufhörlich die Lebensgrundlagen stadttypischer Brutvögel verloren gehen.

11.02.2021 Pressemitteilung: Klimaschutz wollen und Stadtnatur verdrängen!

von Stadtnatur K61

2021 02 11 Franzs Mehring Platz Rodung 01Kahlschlag an Strauchgehölzen und Baumfällungen geht im Zuge der Umgestaltung des Franz-Mehring-Platzes in Friedrichshain-Kreuzberg weiter. 

Ein Hitzesommer folgt auf den nächsten, Menschen leiden unter gesundheitlichen Problemen, Tiere und Pflanzen unter der Trockenheit und das Nahrungsangebot für Insekten, Vögel und Säugetiere wird weniger. 

Für eine zukunftsfähige, partizipative und klimagerechte Umgestaltung öffentlicher Räume! Kein unbegründetes Ausrufen sogenannter Angsträume, die die Zerstörung innerstädtischer Biotope sowie die Vertreibung geschützter Vogelarten zur Folge haben und die Menschen sowie ihr Lebensumfeld stigmatisieren.
25.01.2021 Pressemitteilung: Keine Zerstörung von Stadtnatur für Radwegebau am Mehringdamm-Ost in Kreuzberg! Münchner Modell gefordert!

vom Bündnis Stadtnatur in K(reuzberg) 61


2021 01 25 Rodung Mehrigndamm 01Eine Bautruppe des SGA (Strassen- und Grünflächenamt) des Bezirksamtes Friedrichshain-Kreuzberg (FHXB) rückte heute morgen an. Bündnis Stadtnatur K 61 verhinderte die für heute geplanten Rodungsmassnahmen und verlieh ihrer Forderung nach Rodungsstopp Nachdruck. Sie fordern die Radwegplanung nach dem „Münchner Modell“ — kein Grün opfern für Radwege und maximaler Grünerhalt!

Angela Laich vom Bündnis Stadtnatur K 61 erklärt, dass „der Erhalt der Grünflächen aus mehreren Gründen wichtig ist. Es geht um die Verkehrssicherheit der Fußgänger und um Verstöße gegen Klimaschutzauflagen sowie um den besonderen Artenschutz nach §44 BNSchG, der diese Habitate als nachgewiesene und ständig genutzte Lebensstätte besonders geschützter Arten ganzjährig schützt."