11.02.2021 Pressemitteilung: Klimaschutz wollen und Stadtnatur verdrängen!
von Stadtnatur K61
Kahlschlag an Strauchgehölzen und Baumfällungen geht im Zuge der Umgestaltung des Franz-Mehring-Platzes in Friedrichshain-Kreuzberg weiter.
Ein Hitzesommer folgt auf den nächsten, Menschen leiden unter gesundheitlichen Problemen, Tiere und Pflanzen unter der Trockenheit und das Nahrungsangebot für Insekten, Vögel und Säugetiere wird weniger.
Für eine zukunftsfähige, partizipative und klimagerechte Umgestaltung öffentlicher Räume! Kein unbegründetes Ausrufen sogenannter Angsträume, die die Zerstörung innerstädtischer Biotope sowie die Vertreibung geschützter Vogelarten zur Folge haben und die Menschen sowie ihr Lebensumfeld stigmatisieren.
Frühzeitig hat das Bündnis Stadtnatur das Gespräch mit Stadtplanungsamt und Grünflächenamt gesucht. Begleitet von ausführlichen Dokumentationen und Ansprachen, wie dringend ein Umdenken in der Sanierung der Grün- und Freiflächen in Friedrichshain-Kreuzberg notwendig ist. Immer wieder betonten wir wie wichtig es ist, eine natur- und klimaverträgliche Umgestaltung anzustreben.
Die Kommune sollte Vorbild sein, wenn es um die Berücksichtigung von Gesundheits-, Klima- und Artenschutzbelangen bei der Umgestaltung öffentlicher Flächen geht.
Das bedeutet, Aspekte von Erholung, Gesundheit müssen im Vordergrund stehen, stadttypische gewachsene grüne Inseln daher erhalten und entsprechend fachgerecht gepflegt werden. Anwohner*Innen sollten immer mit eingezogen werden.
Ärgerlich ist, dass die Angaben seitens des Bezirks immer gleich lauten: Angsträume, Zuwenig Ressourcen, Müll – dabei brauchen wir neben Erholungsflächen auch den Schutz der Lebensräume für unsere Wildtiere.
Wir wünschen eine gleichwertige Debatte, wie bauliche Umgestaltung, Prävention und der Erhalt der Stadtnatur zu vereinbaren sind.
Sicherheitsaspekte und die stadtweite Rattenproblematik dürfen nicht vorgeschoben werden, um wichtige Investitionen in die grüne Infrastruktur durch unzeitgemäße Kahlschläge zu verhindern.
Wir fordern die Rodung der restlichen Strauchbestände sofort zu stoppen, adäquate Neupflanzungen in die geplante Neugestaltung aufzunehmen, ggf. in Kombination mit Regengärten und der langfristigen Absicherung von qualifizierter Pflege.
Es geht um die Art und Weise, wie Flächen mit größtmöglichem Erhalt der Fauna und Flora, bei gleichzeitiger Berücksichtigung von verschiedenen Interessen, nachhaltig geplant werden. Und es geht um den fehlenden ergebnisoffenen Dialog über die Pflege von Grünflächen im Bestand, den wir reklamieren.
Es ist völlig absurd, dass auf der einen Seite immer mehr über Stadtnatur geredet wird und aufwendige Kampagnen gestartet werden, gleichzeitig aber überall massiver denn je Lebensräume für Vögel und Insekten unwiederbringlich wegsaniert werden.
Wir müssen auch die Allerweltsarten schützen, denn diese stehen bereits auf den Roten Listen bzw. sorgt die öffentliche Hand dafür, dass sie zukünftig darauf stehen werden. Auch aus Gründen der Umweltgerechtigkeit ist es abzulehnen, wenn es Vögel nur noch in weit entfernten Schutzgebieten gibt. Wir brauchen sie in der Stadt, die Arten auf der Fläche, die uns die Natur vor die Haustür bringen.
Unsere tierischen Nachbarn gehören vom Regenwurm bis zum Spatzen zu unserem Ökosystem, das funktionieren muss und zwar für den Schutz unserer Lebensgrundlagen. Sie sind gut für unser Wohlbefinden, für Gesundheit, Erholung und Lebensqualität.
Das zeigt auch die aktuelle Studie aus Leipzig zu Straßenbäumen.
Doch das Artensterben setzt sich vor der Haustür fort.
Es geht im Erhalt urbaner Artenvielfalt um ein gesellschaftliches Schutzgut und ein demokratisches Recht der Bürger auf eine nachhaltige Stadtentwicklung. Je mehr Menschen in der Stadt leben, umso mehr Stadtnatur brauchen wir und nicht weniger! Wir sollten wilde Orte wertschätzen, als Inspiration begreifen, anstatt sie systematisch durch eine naturbefreite Kulisse a` la Ikea-Katalog mit ökologisch wertlosen Rasenflächen zu ersetzen.
Konkret: Der Platz wird nach einem landschaftsplanerischen Wettbewerb umgestaltet; siehe auch die Pressemitteilung des Bezirksamtes vom 10.Februar 2021.
Aber weshalb ist nun auch der Franz-Mehring-Platz ein Angstraum, wenn es laut Anwohnenden keine Anzeichen von Müll, Ratten, Kriminalität, Vandalismus bzw. Furcht vor dunklen Ecken etc. gegeben hat? Zitat gestern von einer älteren Dame: „Ich wohne hier schon sehr lange und gehe jeden Tag hier vorbei. Angst habe ich nie wegen der Sträucher gehabt.“
Seitens des Bezirks wird unentwegt mit Angst argumentiert. Aber wo gibt es diese ‚Angsträume‘ denn wirklich so heftig, wie derzeit argumentiert wird, sobald eine Freifläche oder ein Park saniert werden? Und bringen flächige Rodungen denn wirklich die gewünschte Lösung gesellschaftlicher Probleme? Scheint Angst nicht oft vorgeschoben zu sein, um die Kosten für Pflegemaßnahmen und Reinigung zu sparen?
Und wie verträgt sich eine naturzerstörende Planung mit der ausgerufenen Klimanotlage? Wie sollen neue Rasenflächen an vielbefahrenen Straßen wie der Pariser Kommune für gesunde Luft, Schutz vor Lärm und Hitze sorgen?
Wie sorgen sie für Verdunstung, für Schatten, während die gewachsenen und abschirmenden grünen Rückzugsräume für Mensch und Tier entnommen wurden?
Wir brauchen eine leistungsfähige grüne Infrastruktur, die die Stadt durchzieht und die dafür sorgt, dass Nachtigall, Spatz und die Amsel noch überall zu hören sind. Der Angstraum ist keine Antwort auf die anstehenden ökologischen und gesellschaftlichen Herausforderungen.
Die pauschale Kriminalisierung von Räumen fördert sie nicht vielmehr soziale Stigmatisierungen? Wie wird damit umgegangen, dass Anwohner*Innen fassungslos vor den vertrauten, ihrer Bepflanzung beraubten Plätzen stehen?
Warum hat Kreuzberg die Deklaration „Kommune der biologischen Vielfalt“, unterzeichnet, wenn seitdem die biologische Vielfalt in den Planungen, die das unmittelbare Lebens- und Arbeitsumfeld betreffen, nicht merklich berücksichtigt wird?
Was hier am Franz-Mehring-Platz in Friedrichshain passiert, wiederholt sich an sehr vielen Orten in der Stadt. Bürger, die traurig und hilflos mit den gerodeten Flächen in Ihrer Nachbarschaft zurückbleiben.
Angela Laich für das Bündnis Stadtnatur in K61; Kontakt: info(ät)angelalaich.de
Fotos von Angela Laich
von Stadtnatur K61
Kahlschlag an Strauchgehölzen und Baumfällungen geht im Zuge der Umgestaltung des Franz-Mehring-Platzes in Friedrichshain-Kreuzberg weiter.
Ein Hitzesommer folgt auf den nächsten, Menschen leiden unter gesundheitlichen Problemen, Tiere und Pflanzen unter der Trockenheit und das Nahrungsangebot für Insekten, Vögel und Säugetiere wird weniger.
Für eine zukunftsfähige, partizipative und klimagerechte Umgestaltung öffentlicher Räume! Kein unbegründetes Ausrufen sogenannter Angsträume, die die Zerstörung innerstädtischer Biotope sowie die Vertreibung geschützter Vogelarten zur Folge haben und die Menschen sowie ihr Lebensumfeld stigmatisieren.
Frühzeitig hat das Bündnis Stadtnatur das Gespräch mit Stadtplanungsamt und Grünflächenamt gesucht. Begleitet von ausführlichen Dokumentationen und Ansprachen, wie dringend ein Umdenken in der Sanierung der Grün- und Freiflächen in Friedrichshain-Kreuzberg notwendig ist. Immer wieder betonten wir wie wichtig es ist, eine natur- und klimaverträgliche Umgestaltung anzustreben.
Die Kommune sollte Vorbild sein, wenn es um die Berücksichtigung von Gesundheits-, Klima- und Artenschutzbelangen bei der Umgestaltung öffentlicher Flächen geht.
Das bedeutet, Aspekte von Erholung, Gesundheit müssen im Vordergrund stehen, stadttypische gewachsene grüne Inseln daher erhalten und entsprechend fachgerecht gepflegt werden. Anwohner*Innen sollten immer mit eingezogen werden.
Ärgerlich ist, dass die Angaben seitens des Bezirks immer gleich lauten: Angsträume, Zuwenig Ressourcen, Müll – dabei brauchen wir neben Erholungsflächen auch den Schutz der Lebensräume für unsere Wildtiere.
Wir wünschen eine gleichwertige Debatte, wie bauliche Umgestaltung, Prävention und der Erhalt der Stadtnatur zu vereinbaren sind.
Sicherheitsaspekte und die stadtweite Rattenproblematik dürfen nicht vorgeschoben werden, um wichtige Investitionen in die grüne Infrastruktur durch unzeitgemäße Kahlschläge zu verhindern.
Wir fordern die Rodung der restlichen Strauchbestände sofort zu stoppen, adäquate Neupflanzungen in die geplante Neugestaltung aufzunehmen, ggf. in Kombination mit Regengärten und der langfristigen Absicherung von qualifizierter Pflege.
Es geht um die Art und Weise, wie Flächen mit größtmöglichem Erhalt der Fauna und Flora, bei gleichzeitiger Berücksichtigung von verschiedenen Interessen, nachhaltig geplant werden. Und es geht um den fehlenden ergebnisoffenen Dialog über die Pflege von Grünflächen im Bestand, den wir reklamieren.
Es ist völlig absurd, dass auf der einen Seite immer mehr über Stadtnatur geredet wird und aufwendige Kampagnen gestartet werden, gleichzeitig aber überall massiver denn je Lebensräume für Vögel und Insekten unwiederbringlich wegsaniert werden.
Wir müssen auch die Allerweltsarten schützen, denn diese stehen bereits auf den Roten Listen bzw. sorgt die öffentliche Hand dafür, dass sie zukünftig darauf stehen werden. Auch aus Gründen der Umweltgerechtigkeit ist es abzulehnen, wenn es Vögel nur noch in weit entfernten Schutzgebieten gibt. Wir brauchen sie in der Stadt, die Arten auf der Fläche, die uns die Natur vor die Haustür bringen.
Unsere tierischen Nachbarn gehören vom Regenwurm bis zum Spatzen zu unserem Ökosystem, das funktionieren muss und zwar für den Schutz unserer Lebensgrundlagen. Sie sind gut für unser Wohlbefinden, für Gesundheit, Erholung und Lebensqualität.
Das zeigt auch die aktuelle Studie aus Leipzig zu Straßenbäumen.
Doch das Artensterben setzt sich vor der Haustür fort.
Es geht im Erhalt urbaner Artenvielfalt um ein gesellschaftliches Schutzgut und ein demokratisches Recht der Bürger auf eine nachhaltige Stadtentwicklung. Je mehr Menschen in der Stadt leben, umso mehr Stadtnatur brauchen wir und nicht weniger! Wir sollten wilde Orte wertschätzen, als Inspiration begreifen, anstatt sie systematisch durch eine naturbefreite Kulisse a` la Ikea-Katalog mit ökologisch wertlosen Rasenflächen zu ersetzen.
Konkret: Der Platz wird nach einem landschaftsplanerischen Wettbewerb umgestaltet; siehe auch die Pressemitteilung des Bezirksamtes vom 10.Februar 2021.
Aber weshalb ist nun auch der Franz-Mehring-Platz ein Angstraum, wenn es laut Anwohnenden keine Anzeichen von Müll, Ratten, Kriminalität, Vandalismus bzw. Furcht vor dunklen Ecken etc. gegeben hat? Zitat gestern von einer älteren Dame: „Ich wohne hier schon sehr lange und gehe jeden Tag hier vorbei. Angst habe ich nie wegen der Sträucher gehabt.“
Seitens des Bezirks wird unentwegt mit Angst argumentiert. Aber wo gibt es diese ‚Angsträume‘ denn wirklich so heftig, wie derzeit argumentiert wird, sobald eine Freifläche oder ein Park saniert werden? Und bringen flächige Rodungen denn wirklich die gewünschte Lösung gesellschaftlicher Probleme? Scheint Angst nicht oft vorgeschoben zu sein, um die Kosten für Pflegemaßnahmen und Reinigung zu sparen?
Und wie verträgt sich eine naturzerstörende Planung mit der ausgerufenen Klimanotlage? Wie sollen neue Rasenflächen an vielbefahrenen Straßen wie der Pariser Kommune für gesunde Luft, Schutz vor Lärm und Hitze sorgen?
Wie sorgen sie für Verdunstung, für Schatten, während die gewachsenen und abschirmenden grünen Rückzugsräume für Mensch und Tier entnommen wurden?
Wir brauchen eine leistungsfähige grüne Infrastruktur, die die Stadt durchzieht und die dafür sorgt, dass Nachtigall, Spatz und die Amsel noch überall zu hören sind. Der Angstraum ist keine Antwort auf die anstehenden ökologischen und gesellschaftlichen Herausforderungen.
Die pauschale Kriminalisierung von Räumen fördert sie nicht vielmehr soziale Stigmatisierungen? Wie wird damit umgegangen, dass Anwohner*Innen fassungslos vor den vertrauten, ihrer Bepflanzung beraubten Plätzen stehen?
Warum hat Kreuzberg die Deklaration „Kommune der biologischen Vielfalt“, unterzeichnet, wenn seitdem die biologische Vielfalt in den Planungen, die das unmittelbare Lebens- und Arbeitsumfeld betreffen, nicht merklich berücksichtigt wird?
Was hier am Franz-Mehring-Platz in Friedrichshain passiert, wiederholt sich an sehr vielen Orten in der Stadt. Bürger, die traurig und hilflos mit den gerodeten Flächen in Ihrer Nachbarschaft zurückbleiben.
Angela Laich für das Bündnis Stadtnatur in K61; Kontakt: info(ät)angelalaich.de
Fotos von Angela Laich