Statement der Stadtteilinitiative WEM GEHÖRT KREUZBERG zum Neubau auf dem Gelände der Bockbrauerei
Das Gelände der Bockbrauerei liegt zwischen Schwiebusser- und Fidicinstraße in Kreuzberg.
Seit 2016 ist die Bauwert AG von Jürgen Leibfried Eigentümerin. Die bestehenden Gebäude wurden bis zum Kauf gewerblich und kulturell genutzt. Vom ehemaligen Gebäudebestand fiel nur das alte denkmalgeschützte Schwankhaus nicht den Baggern zum Opfer. Die meisten der ansässigen kleinen und mittleren Gewerbetreibenden und Kultureinrichtungen wurden seit der Übernahme verdrängt. Nur wenige konnten bleiben.
Am 27.09.2023 war die Grundsteinlegung zur Verdichtung des Geländes. Geplant ist der Bau von insgesamt 220 Wohnungen, davon 130 luxuriöse Eigentumswohnungen. Daneben 90 Mietwohnungen, von denen ganze 25 Mietwohnungen gefördert werden sollen, Student:innenapartements, eine Kita und ein Bürohaus.
Die geförderten Mietwohnungen sollten nach Fertigstellung von der städtischen Howoge übernommen werden. Die Zusammenarbeit der Bauwert AG mit der Howoge ist jedoch letzten Sommer geplatzt.
Die Vermarktung der Eigentumswohnungen ist bereits gestartet. Die Wohnungen werden u.a. auf einer neu angelegten Webseite der Bauwert AG unter dem Namen ‚Neue Bockbrauerei‘ angepriesen. Angeboten werden Wohnungen ab 43,80 m2 mit 1,5 Zimmern bis zu 6 Zimmern im Penthouse mit 347,10 m² Wohnfläche. Die m²-Preise bewegen sich zwischen 7 278,37 € - 17 648,91 €. Der Preis für eine Eigentumswohnung liegt also zwischen rund 500 000 € und 3 500 000 €.
Beworben wird das Bockbrauereigelände von Bauwert mit den Slogans:
„Berlins erste Bockbrauerei erfindet sich neu – Ihr Quartier zum Wohnen und Arbeiten“, „Kiezkultur im Herzen Berlins“.
Die Wohnungen mit: „Urban wohnen mit Flair — Schmuckstück an der ruhigen Schwiebusser Straße in Kreuzberg: Das Wohnensemble der Neuen Bockbrauerei besticht durch seine anmutige Fassadensprache mit großzügigen Fensterflächen, Balkonen, Loggien und Terrassen. Es beherbergt 130 attraktive Eigentumswohnungen, die gehobene Ansprüche an Stil und Komfort erfüllen.“
Und für Büros: „Viel Raum für Kreativität und Business - Nie war die Arbeitswelt dynamischer als heute. Gefragt sind Offices, die die Kreativität der Menschen fördern und Teams zu Bestleistungen motivieren. Der Bürocampus der Neuen Bockbrauerei leistet genau das – dank modernster, flexibel anpassbarer Businessräume und toller Goodies wie Meetingzonen im Grünen und Mobilitätskonzept.“
(zitiert aus: https://www.bauwert.de/aktuelle-projekte/projekt-details/bockbrauerei-berlin-kreuzberg/
und: https://www.neuebockbrauerei.de/)
Bei der Grundsteinlegung sprach der jetzige Stadtentwicklungssenator Christian Gaebler von einem „Mehrwert für die Stadt“ und der Grüne Baustadtrat von Friedrichshain-Kreuzberg äußerte sich gegenüber Bauwert AG-Vorstand Leibfried mit den Worten: „Immer wieder würden Berliner Kultureinrichtungen aus ihren Räumlichkeiten verdrängt, aber hier sind sie abgesichert und dafür danke ich Ihnen…“ Mit den Kenntnissen des Baustadtrats scheint es nicht weit her zu sein oder er hat großzügig über die Ereignisse der jüngeren Vergangenheit hinweggesehen. Ein bestehendes nachbarschaftlich genutztes Gewerbegelände wurde verkauft, verdrängt und zerstört, obwohl unter dem damaligen Eigentümer von 1990 bis 2010 das Gelände saniert und modernisiert wurde. Was Kreuzberg aber braucht, sind bezahlbare Wohnungen und Raum für haushaltsnahes Gewerbe zu kalkulierbaren Mieten.
Stattdessen wird vor jedem Großinvestor gebuckelt. Sie werden hofiert. Es werden schöne Reden gehalten und ihnen die Gelegenheit gegeben für ihre angeblichen Wohltaten sich selbst zu beweihräuchern. Diese Vorzugsbehandlung hatten die verdrängten Altmieter:innen nicht erfahren. Vergessen wird der eiserne Kehricht, mit dem zuvor das Gelände zum kapitalistischen Verwertungsgeschäft zurechtgeputzt wurde. Ein bisschen Gemeinwohl am Bau schafft genauso wenig Gemeinwohl, wie früher die sogenannte Kunst am Bau die Kunst gefördert hat.
Wir sehen das nicht nur am Beispiel der Bockbrauerei. Seit Jahren wird Kreuzberg 61 gentrifiziert. In dem ‚Grünen Bezirk‘ wird an vielen Orten in Beton und viel Glas für Luxusneubauten investiert, aktuell zu sehen auf dem ehemaligen Gelände des „Postscheckamts“, in der Planung zur „Urbanen Mitte“ im Gleisdreieck und im „Stadtquartier Hallesche Straße“ … und nun auch auf dem Gelände der Bockbrauerei. Demnächst folgt wahrscheinlich die Hafenstraße.
Welche Kreuzberger Mischung soll hier entstehen? Werden auch hier wieder sehr viele neue Eigentumswohnungen für Kapitanlegende gebaut, die ihre Wohnungen dann zu horrenden Preisen vermieten oder Wohnungen, die als Zweit- oder Drittwohnungen erworben werden und die meiste Zeit leerstehen? Diese Entwicklung ist bei mehreren fertiggestellten Luxusbauten in Berlin zu sehen!
Die Politiker:innen von SPD, Grünen und Co. werben mit einem Alibi-Bestand einiger weniger sozial geförderter Wohnungen mit der zeitlich befristeten Sozialbindung für 30 Jahre.
Auch etwas Kultur und eine Kita auf dem Gelände können darüber nicht hinwegtäuschen, solange beim Neubau für die Investoren die millionenschweren Renditen fließen.
Am Bedarf der Mieter:innen mit dem stadtweit bekannten Wohnungsmangel und dem immensen Flächenverbrauch bei Eigentumswohnungen geht das ganz und gar vorbei. Der Mangel an erschwinglichem Wohn- und Gewerberaum wird dadurch noch verschärft, denn Luxusbauten wirken auch auf die umliegenden Bestandswohnungen preistreibend!
Jetzt bezahlbaren Wohnraum schaffen und steigende Mieten stoppen!
Januar 2024 — Stadteilinitiative WEM GEHÖRT KREUZBERG
Das Gelände der Bockbrauerei liegt zwischen Schwiebusser- und Fidicinstraße in Kreuzberg.
Seit 2016 ist die Bauwert AG von Jürgen Leibfried Eigentümerin. Die bestehenden Gebäude wurden bis zum Kauf gewerblich und kulturell genutzt. Vom ehemaligen Gebäudebestand fiel nur das alte denkmalgeschützte Schwankhaus nicht den Baggern zum Opfer. Die meisten der ansässigen kleinen und mittleren Gewerbetreibenden und Kultureinrichtungen wurden seit der Übernahme verdrängt. Nur wenige konnten bleiben.
Am 27.09.2023 war die Grundsteinlegung zur Verdichtung des Geländes. Geplant ist der Bau von insgesamt 220 Wohnungen, davon 130 luxuriöse Eigentumswohnungen. Daneben 90 Mietwohnungen, von denen ganze 25 Mietwohnungen gefördert werden sollen, Student:innenapartements, eine Kita und ein Bürohaus.
Die geförderten Mietwohnungen sollten nach Fertigstellung von der städtischen Howoge übernommen werden. Die Zusammenarbeit der Bauwert AG mit der Howoge ist jedoch letzten Sommer geplatzt.
Die Vermarktung der Eigentumswohnungen ist bereits gestartet. Die Wohnungen werden u.a. auf einer neu angelegten Webseite der Bauwert AG unter dem Namen ‚Neue Bockbrauerei‘ angepriesen. Angeboten werden Wohnungen ab 43,80 m2 mit 1,5 Zimmern bis zu 6 Zimmern im Penthouse mit 347,10 m² Wohnfläche. Die m²-Preise bewegen sich zwischen 7 278,37 € - 17 648,91 €. Der Preis für eine Eigentumswohnung liegt also zwischen rund 500 000 € und 3 500 000 €.
Beworben wird das Bockbrauereigelände von Bauwert mit den Slogans:
„Berlins erste Bockbrauerei erfindet sich neu – Ihr Quartier zum Wohnen und Arbeiten“, „Kiezkultur im Herzen Berlins“.
Die Wohnungen mit: „Urban wohnen mit Flair — Schmuckstück an der ruhigen Schwiebusser Straße in Kreuzberg: Das Wohnensemble der Neuen Bockbrauerei besticht durch seine anmutige Fassadensprache mit großzügigen Fensterflächen, Balkonen, Loggien und Terrassen. Es beherbergt 130 attraktive Eigentumswohnungen, die gehobene Ansprüche an Stil und Komfort erfüllen.“
Und für Büros: „Viel Raum für Kreativität und Business - Nie war die Arbeitswelt dynamischer als heute. Gefragt sind Offices, die die Kreativität der Menschen fördern und Teams zu Bestleistungen motivieren. Der Bürocampus der Neuen Bockbrauerei leistet genau das – dank modernster, flexibel anpassbarer Businessräume und toller Goodies wie Meetingzonen im Grünen und Mobilitätskonzept.“
(zitiert aus: https://www.bauwert.de/aktuelle-projekte/projekt-details/bockbrauerei-berlin-kreuzberg/
und: https://www.neuebockbrauerei.de/)
Bei der Grundsteinlegung sprach der jetzige Stadtentwicklungssenator Christian Gaebler von einem „Mehrwert für die Stadt“ und der Grüne Baustadtrat von Friedrichshain-Kreuzberg äußerte sich gegenüber Bauwert AG-Vorstand Leibfried mit den Worten: „Immer wieder würden Berliner Kultureinrichtungen aus ihren Räumlichkeiten verdrängt, aber hier sind sie abgesichert und dafür danke ich Ihnen…“ Mit den Kenntnissen des Baustadtrats scheint es nicht weit her zu sein oder er hat großzügig über die Ereignisse der jüngeren Vergangenheit hinweggesehen. Ein bestehendes nachbarschaftlich genutztes Gewerbegelände wurde verkauft, verdrängt und zerstört, obwohl unter dem damaligen Eigentümer von 1990 bis 2010 das Gelände saniert und modernisiert wurde. Was Kreuzberg aber braucht, sind bezahlbare Wohnungen und Raum für haushaltsnahes Gewerbe zu kalkulierbaren Mieten.
Stattdessen wird vor jedem Großinvestor gebuckelt. Sie werden hofiert. Es werden schöne Reden gehalten und ihnen die Gelegenheit gegeben für ihre angeblichen Wohltaten sich selbst zu beweihräuchern. Diese Vorzugsbehandlung hatten die verdrängten Altmieter:innen nicht erfahren. Vergessen wird der eiserne Kehricht, mit dem zuvor das Gelände zum kapitalistischen Verwertungsgeschäft zurechtgeputzt wurde. Ein bisschen Gemeinwohl am Bau schafft genauso wenig Gemeinwohl, wie früher die sogenannte Kunst am Bau die Kunst gefördert hat.
Wir sehen das nicht nur am Beispiel der Bockbrauerei. Seit Jahren wird Kreuzberg 61 gentrifiziert. In dem ‚Grünen Bezirk‘ wird an vielen Orten in Beton und viel Glas für Luxusneubauten investiert, aktuell zu sehen auf dem ehemaligen Gelände des „Postscheckamts“, in der Planung zur „Urbanen Mitte“ im Gleisdreieck und im „Stadtquartier Hallesche Straße“ … und nun auch auf dem Gelände der Bockbrauerei. Demnächst folgt wahrscheinlich die Hafenstraße.
Welche Kreuzberger Mischung soll hier entstehen? Werden auch hier wieder sehr viele neue Eigentumswohnungen für Kapitanlegende gebaut, die ihre Wohnungen dann zu horrenden Preisen vermieten oder Wohnungen, die als Zweit- oder Drittwohnungen erworben werden und die meiste Zeit leerstehen? Diese Entwicklung ist bei mehreren fertiggestellten Luxusbauten in Berlin zu sehen!
Die Politiker:innen von SPD, Grünen und Co. werben mit einem Alibi-Bestand einiger weniger sozial geförderter Wohnungen mit der zeitlich befristeten Sozialbindung für 30 Jahre.
Auch etwas Kultur und eine Kita auf dem Gelände können darüber nicht hinwegtäuschen, solange beim Neubau für die Investoren die millionenschweren Renditen fließen.
Am Bedarf der Mieter:innen mit dem stadtweit bekannten Wohnungsmangel und dem immensen Flächenverbrauch bei Eigentumswohnungen geht das ganz und gar vorbei. Der Mangel an erschwinglichem Wohn- und Gewerberaum wird dadurch noch verschärft, denn Luxusbauten wirken auch auf die umliegenden Bestandswohnungen preistreibend!
Jetzt bezahlbaren Wohnraum schaffen und steigende Mieten stoppen!
Januar 2024 — Stadteilinitiative WEM GEHÖRT KREUZBERG