Wir — die Stadtteilinitiative WEM GEHÖRT KREUZBERG — möchten gerne die Karte der Verdrängungsprozesse für "61" aktualisieren: viele Mietshäuser haben nicht nur die Abgeschlossenheitserklärung, sondern sind mittlerweile in Eigentumswohnungen umgewandelt. Kündigungen wegen 'Eigenbedarf' haben Hochkonjunktur. Ferienwohnungen in lukratives möbliertes, zeitlich befristetes Wohnen übertragen. Kleingewerbetreibende verdrängt...
Schaut doch mal in der Karte nach, ob in euren Häusern Daten aktualisiert werden sollten oder ob euer Haus überhaupt schon auf der Karte ist.
Pressemitteilung 22.05.2016 von Mieter_innender Fram-, Nansen-, Pannier- und Pflügerstr.: Monopoly — Neuköllner Häuserblock wird verschachert

Mieterinnen und Mieter der Häuser sehen nicht tatenlos zu

Neukölln — vor kurzem noch ein No-Go für viele Berliner  ist in den letzten Jahren in den zweifelhaften Ruf eines von Immobilienspekulanten besonders ins Visier genommenen Bezirks Berlins gekommen. Die Preise sind in den Himmel geschossen, es werden Preise weit über den Ertragswerten der Häuser mit teils sehr alten, gewachsenen Mieterstrukturen und entsprechenden Mietverträgen von häufig 40- oder auch 50-jährigem Bestand gezahlt  der Markt ist überhitzt, wie man so schön sagt.

Im Herzen Kreuzköllns wird in Kürze ein ganzer Wohnkomplex zwangsversteigert. Insgesamt 14 Häuser in der Framstraße, Nansenstraße und Pannierstraße, die bisher einer Erbengemeinschaft gehörten, sollen einer Teilungsversteigerung mit ungewissem Ausgang anheimfallen. Drei weitere Häuser in der Pflügerstraße sollen unter Umständen auch versteigert werden. Ebenfalls betroffen ist eine Gewerbefläche im Innenhof. Hier arbeitet seit vielen Jahren eine Gruppe von Künstlerinnen und Künstlern in ihren Ateliers.

Die Bewohnerschaft der Häuser stellt noch ein Stück nicht-gentrifiziertes Neukölln dar. Hier leben neben regulär Erwerbstätigen ältere Leute  oft mit niedriger Rente, Familien mit Kindern, Studierende, Hartz 4-Empfänger, prekär Beschäftigte und Künstler in guter und stabiler Hausgemeinschaft miteinander.

Die etwa 300 Mieterinnen und Mieter, die teilweise seit 40 oder 50 Jahren in ihren Wohnungen leben, haben nur zufällig von der Versteigerung erfahren. Gerüchte machen die Runde, wer der neue Eigentümer werden wird. Bei einem Objekt dieser Größe und einem gerichtlich angesetzten Verkehrswert von insgesamt ca. 15 Millionen Euro darf man ruhig das Schlimmste befürchten. Wird es ein "global player" werden? Wird der Milieuschutz, der seit Februar 2016 für den Reuterkiez gilt, greifen? Und was folgt danach?

Die Mieterinnen und Mieter der betreffenden Häuser sind alarmiert und waren sich in einer sehr kurzfristig einberufenen Häuserversammlung einig: Wir lassen uns nicht vertreiben! In Windeseile haben sie sich zu Arbeits- und Aktionsgruppen zusammengefunden und suchen nun den Dialog mit Senat und Politik. Doch die Situation ist schwierig. Bei einer Zwangsversteigerung fallen einige Rechte weg. So ist, anders als bei regulären Verkäufen, auch das Vorkaufsrecht der Stadt ausgehebelt.

Dennoch lassen sich die Bewohnerinnen und Bewohner nicht entmutigen. Sie hoffen, durch ihr Engagement auf einen guten Ausgang hinarbeiten und auch in Zukunft in einer so guten und funktionierenden Nachbarschaft wohnen zu können.

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