Verbietet das Bauen

Buchvorstellung

von Daniel Fuhrhop, August 2015

Neu bauen ist oft mit Verschwendung und Prestigesucht verbunden, immer teuer und oft unwirtschaftlich; es schadet der Umwelt und fördert die soziale Spaltung unserer Städte.
Der größere Teil des Bauverbot-Buches widmet sich aber den Möglichkeiten, Neubau überflüssig zu machen — mit 50 „Werkzeugen“ zeigt das Buch, wie wir unsere vorhandenen Häuser anders und besser nutzen. Der Begriff Werkzeuge meint dabei Ideen, Anregungen und Beispiele; die Liste umfasst ökonomische und soziale Argumente, Tipps für Fachleute von Architektur und Immobilien bis Stadtplanung genauso wie für jeden von uns, ob beruflich oder privat.

Link: verbietet-das-bauen

Boomtown St.Georg — Ein Stadtteil wehrt sich

Dokumentarfilm von Ulrich Gehner und Manfred Goetz

BRD 2014, 90 Min.

St. Georg ist heute Ziel der Investoren. Wo früher die Junkies das Straßenbild bestimmten, wird heute versucht, die Einkaufs-City auf die andere Seite des Bahnhofs „rüberzuziehen“. 

Der Hansa-Platz wurde für ein paar Millionen optisch aufgefrischt. Bänke gibt es keine mehr, dafür jede Menge Cafés rundherum mit Außenterrassen.
Noch ist St. Georg ein bunt gemischter Stadtteil. Alte Kiez-Strukturen treffen auf türkisch-iranische Supermärkte und die eingesessenen Hamburger. Allen gemeinsam missfällt, wie das Geld das Viertel umkrempelt.

Link: boomtown-stgeorg

Rechercheprojekt HÄUSERKAMPF

Ein Projekt der Tagesspiegel-Samstagsbeilage, April 2015

Rausfliegen, wo andere Urlaub machen: Über das Internet werden in Berlin immer mehr private Ferienappartements angeboten. Das verändert den Markt für Mieter — weil Touristen ihnen die Wohnungen streitig machen. In dieser dreiteiligen Geschichte erkunden wir, was Menschen eigentlich hier suchen und wie Online-Firmen ihnen ein Gefühl verkaufen. Wir erzählen, wie Immobilienunternehmen die Stadt als Spekulationsmasse nutzen. Und wie ganz normale Berliner versuchen, sich dagegen zu wehren.

Link: HÄUSERKAMPF

Wem gehört die Stadt — Bürger in Bewegung

Dokumentarfilm von Anna Ditges, 2015

Wem gehört die Stadt: Den Beamten, die sie verwalten? Den Bauherren, die sie kaufen? Oder den Menschen, die sie bewohnen?

Als ein Großinvestor ankündigt, auf einem ehemaligen Industrieareal mitten in Köln-Ehrenfeld eine Shopping Mall zu bauen, werden Proteste laut. Der Bürgermeister des Stadtteils versucht zu vermitteln: Er möchte die Anwohner an der Gestaltung ihres Viertels beteiligen. Doch während in der Bürgerinitiative noch über visionäre Alternativen diskutiert wird, hat die Stadtverwaltung schon ganz andere Pläne auf dem Tisch…

Aus der individuellen Empörung über die Händel zwischen Investor und Verwaltung wachsen eine kreative Bürgerinitiative und schließlich ein Dialog zwischen allen Beteiligten.

Inzwischen hat die Stadt dem Investor einen Teil des Baulandes abgekauft, die Shoppingmall wird nicht gebaut, erzählt die Regisseurin im Gespräch. Eine Schule soll entstehen. „Aber das ist nicht alles“, erklärt Ditges, die selbst in Ehrenfeld wohnt. „Freundschaften sind entstanden, die Identifizierung mit dem Viertel ist stärker als je zuvor.“ (Augsburger Allgemeine)

Link: Wem gehört die Stadt

Vom Häuserkampf zur neoliberalen Stadt: Besetzungsbewegungen in Berlin und Barcelona 

Buchvorstellung

von Armin Kuhn
Verlag: Westfälisches Dampfboot, 2014

Verlagstext:
Hausbesetzungen, noch heute Symbole radikaler städtischer Bewegungen, haben ihren Ursprung im Widerstand gegen die fordistische Stadt. Armin Kuhn beschreibt die Hausbesetzungen als Bewegungen, die gegen die zerstörerischen und disziplinierenden Auswirkungen fordistischer Stadtpolitik entstanden und deren Erfolge davon abhingen, zu welchem Zeitpunkt sie auftraten: Am Übergang von der Krise zu einer neuen, noch offenen und umkämpften Form städtischen Regierens. Oder zu einer Zeit, als das politische Terrain bereits neoliberal abgesteckt war. Er untersucht systematisch die Berührungspunkte mit neoliberalen Politikansätzen, die anfangs eine Durchsetzung bestimmter Ziele ermöglicht und später zur Einhegung und Eingliederung der Besetzungen geführt haben.

Heute, angesichts einer tiefen Krise der neoliberalen Stadt, wird die Frage nach dem Recht auf Stadt wieder mit Nachdruck gestellt. Besetzungen spielen dort eine entscheidende Rolle, wo es gelungen ist, die ambivalent gewordenen Strategien und Identitätsentwürfe abzuschütteln und sich den neuen, aus städtischen Alltagsbeziehungen entstandenen Formen des Gemeinsamen zu öffnen.

Meine Platte, mein Zelt, mein Container

Warum das System der öffentlichen Unterbringung für Obdachlose und Flüchtlinge in Hamburg fast kollabiert.

Multimedia-Reportage von Benjamin Laufer und Jonas Füllner, 2014

Link zum Anschauen: Meine Platte, mein Zelt, mein Container 
auf der Webseite des Hamburger Straßenmagazins Hinz&Kuntz

Reclaim Your City
Urbane Protestbewegungen am Beispiel Berlins

Buchvorstellung
Hrsg.:
Pappsatt Medien-Kollektiv
Oktober 2014

Verlagstext:
Steigende Mieten, Privatisierung öffentlicher Flächen, Gentrifizierung und Verdrängung aus der Innenstadt sind die Folgen einer neoliberalen Stadtentwicklung, die zunehmend in den Fokus der Kritik gerückt ist. »Reclaim Your City« gibt den urbanen Protestbewegungen eine Stimme, die sich demgegenüber mit unterschiedlichen Methoden den öffentlichen Raum aneignen und ein Recht auf Stadt reklamieren. Mittel der Gegenwehr sind physische Aneignungen wie Haus- und Platzbesetzungen, Blockaden von Bauvorhaben oder Zwangsräumungen, aber auch Demonstrationen und Verfremdung von Werbung, kritische Kartierung und Erstellung von Leerstandsmeldern. Das Buch erklärt die Strategien der Raumaneignung dieser Bewegungen und fragt danach, wie sich KünstlerInnen und GestalterInnen in der Stadtpolitik positionieren.

Anhand des konkreten Beispiels Berlin liefert das Buch einen repräsentativen Querschnitt durch die emanzipatorischen städtischen Bewegungen der aktuellen Zeit. Es beschreibt den Wandel der Städte im Neoliberalismus und stellt die Auseinandersetzungen um Macht und Teilhabe am städtischen Raum dar.

Trotz des Fokus auf Berlin bietet das Buch einen allgemein übertragbaren Überblick auf städtische Proteste weltweit. »Reclaim Your City« schlägt die bildliche und inhaltliche Brücke zwischen Mietprotesten, Nachbarschaftsgärten, Graffiti-Kultur und den Aufständen illegalisierter MigrantInnen.

zu beziehen bei: Assoziation A

Empire St. Pauli — von Perlenketten und Platzverweisen

Dokumentarfilm von Irene Bude und Olaf Sobczak
D 2010, 85 min 

Im globalen Städte-Wettbewerb setzt sich Hamburg in Konkurrenz zu anderen Metropolen. Stadtentwicklung soll günstige Standortfaktoren für Unternehmen, Investoren und Touristik gewährleisten, die letzten Lücken in der so genannten "Perlenkette" entlang des Elbufers werden imagebildend geschlossen.

Für den Film wurden über 50 Interviews geführt. Es wurde auf ExpertInnen von außen verzichtet. Verschiedenste St. PaulianerInnen kommen zu Wort: AnwohnerInnen, Angestellte, KünstlerInnen, Gastwirtinnen, Braumeister, Großinvestoren, SozialarbeiterInnen, Hoteliers, RechtsanwältInnen, der Bezirksamtsleiter und viele mehr. So bildet der Film jenseits von Rotlicht, Kleinkriminellen und Arme-Leute-Klischee ein vielfältiges Meinungsspektrum ab.
Die DVD ist auf der Website des Films zu bestellen.

Link: empire-stpauli
und hier könnt ihr die Dokumentation jetzt auch online anschauen:
Kanal B

bye bye st. pauli

Dokumentarfilm von Irene Bude, Olaf Sobczak und Steffen Jörg
D 2014, ca. 90 min

Kaum etwas symbolisiert den Wandel St. Paulis zum Investorenviertel so sehr wie der Abriss der Esso-Häuser. Die Doku "Buy Buy St. Pauli" zeigt den Kampf der Aktivist*innen.

Link: buybuy-stpauli

Presse:
Artikel in der Zeit: ESSO-Häuser: Sozialkitsch, aber real vom 02.11.2014

Verdrängung hat viele Gesichter

Dokumentarfilm vom Filmkollektiv Schwarzer Hahn
D 2014, 94 min

Der im Kollektiv aus Berliner Filmschaffenden und Aktivist_innen entstandene Film versucht sich dem inzwischen weit verbreiteten Begriff GENTRFIZIERUNG anzunähern. Architekt*innen, Politiker*innen und Menschen, die der Verengung des Mietmarktes durch den Kauf oder Bau von Eigentumswohnungen auszuweichen suchen, kommen ebenso zu Wort, wie wütende Anwohner*innen und Aktivist*innen.

Zum Film:
Berlin. Ein kleiner Kiez zwischen Ost und West. Verwilderte Brachen am ehemaligen Mauerstreifen. Motorsägen und Baukräne. Neubauten, Eigentumswohnungen und steigende Mieten. Versteckte Armut, Altmieter*innen, zugezogene Mittelschicht, Architekt*innen, Baugruppen.
Auf engstem Raum wird ein Kampf ausgetragen. Von Gesicht zu Gesicht. Direkt. Ohne Blatt vor dem Mund. Ängste artikulieren sich. Auf allen Seiten. Wut verschafft sich Ausdruck. Ein Kampf um Millimeter. Um den Kiez. Um Würde. Um das eigene Leben.

Link: berlingentrification

MIETREBELLEN — gegen den Ausverkauf einer Stadt

Dokumentarfilm von Gertrud Schulte Westenberg und Matthias Coers
D 2014, 78 min, OmeU

In den letzten Jahren hat sich die Hauptstadt rasant verändert. Wohnungen, die lange als unattraktiv galten, werden von Anlegern als sichere Geldanlagen genutzt. Massenhafte Umwandlungen in Eigentumswohnungen und Mietsteigerungen in bisher unbekanntem Ausmaß werden alltäglich. Die sichtbaren Mieterproteste in der schillernden Metropole Berlin sind eine Reaktion auf die zunehmend mangelhafte Versorgung mit bezahlbarem Wohnraum. 

Der Film ist ein Kaleidoskop der Mieterkämpfe in Berlin gegen die Verdrängung aus den nachbarschaftlichen Lebenszusammenhängen. Eine Besetzung des Berliner Rathauses, das Camp am Kottbusser Tor, der organisierte Widerstand gegen Zwangsräumungen und der Kampf von Rentnern um ihre altersgerechten Wohnungen und eine Freizeitstätte symbolisieren den neuen Aufbruch der urbanen Protestbewegung.

Link: mietrebellen